Am 21. März 2013 veranstaltete die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Mülheim an der Ruhr ihren traditionellen „Talk im Schloss“, zu dem verschiedene Persönlichkeiten aus dem Mülheimer Wirtschaftsleben zu einem aktuellen Thema von Vorstandsmitgliedern der MIT befragt werden. Dieses Jahr ging es um das spannende Thema „Energiewende aus der Sicht Mülheimer Unternehmer“.
Als Interview-Partner waren geladen Herr Joachim Sahr, Geschäftsführer der Firma Orga-Serv GmbH, Energieberatung, wesentlich für die Firma Gerstel tätig, Frank Esser, Geschäftsführer des Mülheimer Wohnungsbaus (MWB), Dr. Georg Stierle, Geschäftsführer der Friedrich-Wilhelms-Hütte Eisen- und Stahlguss GmbH, Hans-Gerd Bachmann, Geschäftsführer des Mülheimer Energieunternehmens medl, sowie Prof. Dr. Marcus Rehm, Institutsleiter für Energie an der HRW Bottrop und Mülheim.
Die Vielfalt der ausgesuchten Persönlichkeiten und ihre unterschiedlichen Positionen machten eins deutlich: die Energiewende ist nicht mit einem einzigen Kraftakt zu bewältigen, sondern es werden eine Vielzahl von Maßnahmen sein, die die Energieversorgung gewährleisten und nachhaltig sichern müssen. Das Thema Energie im Bereich Bauen und Wohnen wurde von den Herren Sahr und Esser behandelt. Ob vorausschauende Planung beim Neubau, die bereits 70 % der Folgekosten festsetzt, ob präzise Rentabilitäts- und Optimierungsrechnungen beim Altbau (Esser), Ziel ist es, angesichts explodierender Energiepreise bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten. In diesem Zusammenhang wurde auch die steigende Bedeutung des Mieterverhaltens erwähnt, dem die Bundesregierung dankenswerterweise gesetzlich Rechnung getragen habe.
Ganz andere Probleme hat Dr. Stierle als Chef einer 202 Jahre alten bedeutenden Stahl- und Eisengießerei, die maßgeblich unter der Energiewende leidet und teilweise Kurzarbeit fahren muss. Eine gesunkene Nachfrage, vor allem aufgrund der stagnierenden Windräder-Aufträge, sowie steigende Personal- und Energiekosten - Verbrauch von ca. 40 Mio kwh - lassen die schmale Gewinnspanne wegschmelzen. Größte Sorgen bereiten jedoch Konkurrenten in Frankreich, Polen und Tschechien, die mit billigem Atomstrom arbeiten. Dr. Stierle wies darauf hin, dass die Gießereiindustrie eine Schlüsselindustrie Deutschlands sei, denn kein Fahrzeug, keine Turbine, kein Windrad existiere ohne Gussteile. Insofern sollten Politiker nicht nur auf Wählerstimmen schielen sondern das Überleben der Industrie sichern.
Als Chef des Energieproduzenten medl schlug Gerd Bachmann eine Bresche für die Kraft-Wärme-Kopplung, die er aufgrund ihrer kurzen Wege als die Form der Zukunft beschrieb. Denn die Energiewende erzeuge Strom dort, wo er nicht gebraucht würde, und die teuren Netzabgaben verteuerten neben der EEG-Abgabe den Strom unnötig, dessen Preis eigentlich falle. Sein Unternehmen, das 100 Mio € Umsatz macht, habe allerdings immer größere Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Dem konnte Prof. Rehm entgegen halten, dass an der HRW Mülheim und Bottrop hochqualifizierte Fachleute ausgebildet werden, die ihre Kenntnisse nutzen werden, damit die an sich in genügendem Maße vorhandene Energie intelligent gesteuert werde
Mit lebhaften Diskussionen ging dieser sehr interessante und informative Abend zu Ende.
v.l.nr.: Hans-Gerd Bachmann, Markus Püll, Dr. Ilselore Paschmann, Frank Lenz, Frank Esser, Dr. Margrit Toma-Dislich,
Prof. Dr. Marcus Rehm, Hans-Martin Schlebusch, Dr. Georg Stierle, Joachim Sahr, Hans-J. Krupp